Bernauer Straße, Mauergedenkstätte

Eine breite Schneise trennt die Bezirke Wedding und Mitte bis heute: Die Südseite der Bernauer Straße ist unbebaut. Im August 1961 verlief hier die Mauer direkt an den Häusern. Fotos von Menschen, die sich aus den Fenstern auf Westberliner Terrain abseilten, gingen um die Welt. Als Folge vermauerte man zunächst die Fenster. Später wurden die Gebäude zwangsevakuiert und abgerissen.

Das gleiche Schicksal widerfuhr der 1894 eingeweihten Versöhnungskirche von Gotthilf Ludwig Möckel. Das Gotteshaus wurde 1961 geschlossen, und erst im Januar 1985 gesprengt.

Heute erinnert daran die von den Architekten Rudolf Reitermann & Peter Sassenroth entworfene Kapelle der Versöhnung. Der ovale Bau mit seiner markanten Holzlamellenfassade wurde am 9. November 2000 eingeweiht.

Die Bernauer Straße wurde zur Schicksalsmeile an der Mauer. Hier gab es die meisten Fluchtversuche. An der Ecke zur Ruppiner Straße sprang der VoPo Conrad Schumann über eine Stacheldrahtrolle in den Westen - ein Bild, das Geschichte machte. Im Herbst 2000 entdeckte man den "Tunnel 29", einen Fluchttunnel zwischen den Häusern Bernauer Str. 73 und Schönholzer Str. 7. An der Ecke zur Strelitzer Straße erinnert eine Tafel an den "Tunnel 57". Über den 1964 gegrabenen Geheimgang gelangten im Oktober desselben Jahres 57 Menschen in den Westen.

Der Grenzstreifen zwischen Ackerstraße und Bergstraße, insgesamt 210 Meter lang, wurde am 2. Oktober 1990 unter Denkmalschutz gestellt. An dieser Stelle waren die Grenzanlagen in ihrer gesamten Tiefe vorhanden - mit Grenzmauer, Todesstreifen, Postenweg und Hinterlandmauer, Peitschenlampen und den Resten eines Transformatorenkastens für den elektrisch geladenen Grenzzaun.

1998 wurde hier die offizielle Berliner Mauergedenkstätte eingeweiht. Die Kölner Architekten Kohlhoff & Kohlhoff begrenzten 70 Meter des Grenzstreifens mit zwei sieben Meter hohen Stahlwänden. Besucher schauen durch Schlitze in der Hinterlandmauer auf den wie früher menschenleeren Todesstreifen. Im Stahl der Seitenwände spiegelt sich die Mauer ins Unendliche. Ein Informations- und Dokumentationszentrum im Gemeindezentrum der Versöhnungskirche ergänzt die Gedenkstätte.